10 Dinge, die Sie von Barack Obama lernen können

Mein Besuch beim ehemaligen Präsidenten der USA in Zürich

Immer wieder erhalte ich auf meine Frage «Welche Person präsentiert besonders gut?» die Antwort: «Barack Obama».

Wie habe ich mich gefreut, dass Barack Obama ins Hallenstadion nach Zürich kommt. Nun konnte ich mir live und mit Publikum diesen Redner anschauen.

Tickets für Barack Obama im Hallenstadion in Zürich am 29.04.2023

Es war zwar gestern keine flammende Wahlkampfrede, doch auch von seinen Public Speaking Skills kann man sich einiges abschauen!

Die Analyse:

Geschickt und ein bisschen amerikanisch war das Vorprogramm. Eine Soul-Sängerin, ein (akustisch schlecht verständlicher) Business Talk und dann der Star-Geiger Nigel Kennedy. So kam das Publikum von Act zu Act langsam auf Betriebstemperatur.

Und dann begann der Auftritt von Barack Obama.

Was sofort positiv auffiel war die Resonanz seiner Stimme
Sie hatte eine Entspanntheit, Ruhe, und Selbstsicherheit. Und sie war im Gegensatz zu den Vorrednern durchweg gut verständlich. Ja, das Sprechen mit Mikrofon will geübt sein… . Und da hat Obama viel Übung drin. Das merkt man.

Die typischen Obama Pausen
Warum man Obama so gern zuhört und seinen Worten so gut folgen kann, sind die Pausen, die er beim Sprechen macht. Er meinte selbst gestern dazu: «Es zeigt, dass ich tatsächlich über das, was ich sage, nachdenke. Was bei Politikern wohl nicht immer der Fall ist.»

Es zeigt, dass ich tatsächlich über das, was ich sage, nachdenke. Was bei Politikern wohl nicht immer der Fall ist.

Barack Obama

Seine persönlichen Geschichten
Obama erzählte zum Beispiel von seinen Flitterwochen vor 30 Jahren mit Michelle in Kalifornien. In welchem Zimmer sie übernachtet haben. Wie sie von dort den Ozean überblickten und wie er ein Jahr brauchte, um die Kosten dafür abzustottern. All die vielen Geschichten, die er im Laufe des Abends erzählt hat, pflanzen Bildern in das Gedächtnis der Zuschauer und bleiben dort. Das macht den Auftritt so lebendig.

Dramaturgie
Womit er sehr gut spielen konnte, war die Abwechslung von persönlichen Geschichten, die meist etwas Humorvolles hatten, und die Verbindung zu einem ernsten Thema bzw. einer Message, die ihm wichtig war. Er sprach z.B. über künstliche Intelligenz und Deep Fakes und welche Herausforderungen das mit sich bringt. So ist wohl ein Video von ihm aufgetaucht, wie er vor wenigen Tagen im T-Shirt über die Rambla in Barcelona lief. Er war zwar in Barcelona, aber wie er hoch und heilig versicherte, konnte er das nicht gewesen sein. Die Abwechslung von Geschichten und Messages hält Spannung aufrecht und lässt das Publikum über eine längere Zeit aufmerksam bleiben und regt gleichzeitig zum Mitdenken an. All das lässt die Messages im Gedächtnis haften.

Humor
Sein Humor und die Leichtigkeit machen das Zuhören sehr angenehm. Als er zum Beispiel gefragt wurde, wo er seine Karriere in 5 Jahren sieht, schmunzelte er und meinte, es ist nicht ganz leicht einen Job zu finden, der zu seinem CV passt.

Teil seiner Reden ist immer die Hoffnung – «Here is the good news»
Gestern zum Beispiel ging es um den Schutz des Klimas. Er schaffte es, die Hoffnung in die Köpfe der Zuhörer zu pflanzen, dass folgende Generationen sehr engagiert sind und es sich dadurch weiter zum positiven entwickeln kann. Und jeder kleiner Schritt in die richtige Richtung sei dabei bedeutend. Das hinterlässt beim Publikum die Offenheit und den Willen weiter positiv etwas zu verändern. Immer ein bisschen nach dem Motto: Yes, we can.

Er bleibt nahbarer Mensch und führt ein richtiges Gespräch
Was er sehr gut beherrscht: Er kommt als Mensch rüber und möchte auch so wahrgenommen werden und nicht nur in der Funktion als ehemaliger Präsident. Er unterhielt sich wirklich mit dem Moderator und ging auch auf Reaktionen des Publikums ein. Er schaffte es immer wieder, sich mit der Lebenswelt und den Problemen des Publikums zu verbinden. Er möchte, dass man sich an ihn als guter Ehemann, guter Vater erinnert, an jemanden, der Fehler gemacht hat und daraus gelernt hat und an jemanden, der Schwächen hatte. Auf dem Sterbebett, für das er aber noch viel zu jung ist, scherzte er, möchte er sich zum Beispiel daran erinnern, wie er seine Tochter auf der Schaukel anschubste.
Als Redner wird er als ein Mensch wahrgenommen, mit dem man sich unterhalten kann, der Stärken und Schwächen hat. Und diese Zugänglichkeit will man als Publikum haben - immer. Nicht nur, wenn man einem ehemaligen Präsidenten gegenübersitzt.

Gesten und Lockerheit
Generell war seine Lockerheit sehr angenehm: Die Gesten, die er machte und die Sitzhaltung, die er einnahm. Das ist übrigens gar nicht einfach auf so einem Sessel, auf dem er gestern sass. Die meisten Menschen sitzen da eher eingeklemmt oder versinken und wissen nicht wohin mit Armen und Beinen. Obama hatte die Beine offen überschlagen in Richtung seines Gesprächspartners und setzte lockere und grosse Gesten ein. Man sieht, dass er viel Erfahrung darin hat.

And one important thing
Man merkt, er steht gern im Rampenlicht und redet gern. Er geniesst die Situation!

In dem Sinne: Lassen Sie sich von herausragenden Rednern inspirieren und lernen Sie von diesen.

Anne-Christiane Schneider

Nur eine Sache würde ich anders machen.
Während ein Grossteil des Publikums schon dem Vorprogramm lauschte, kam Barack Obama aus Barcelona an und wurde ins Hallenstadion gefahren. Wenn man ein sehr erfahrener Redner ist, eine Vielzahl an Leuten hat, die sich um den restlichen Ablauf kümmern, und ein Publikum vor sich hat, dass einen dringend sehen will, funktioniert das. Sind Sie allerdings nicht der ehemalige Präsident der Vereinigten Staaten, rate ich Ihnen, vor wichtigen Auftritten genügend Zeit einzuplanen. Dann haben Sie die Möglichkeit auch auf Unvorhergesehenes zu reagieren.

(geschrieben von Anne-Christiane Schneider am 30.04.2023)

Inputs zu weiteren Themen im Präsentations-Blog.

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